Wir trauern um unseren Autor, Mitherausgeber und Freund

Prof. Dr. Hermann Glaser (1928-2018)

Interview für den Bayerischen Rundfunk: Anja Scheifinger mit Hermann Glaser am 2.3.2017 in Roßtal, wo er lebte und arbeitete; Fotos: Johann Schrenk /2017 und 2008)

Nachruf auf Hermann Glaser

Mit Hermann Glaser verliert der Schrenk-Verlag einen herausragenden Autor seines Programms, und die noch junge Buchreihe „Buchfranken“, um die Hermann Glaser die letzten beiden Jahre seines knapp 90-jährigen Lebens gerungen hat, verliert ihren Spiritus Rector.

Ich selbst trauere um einen wahren Freund.

Freundschaft ist in einer Arbeitsbeziehung zwischen „federführendem Herausgeber“ (Glaser) und „geschäftsführendem Herausgeber“ (Schrenk) keine von vorneherein gesetzte Größe. Diese Freundschaft hat sich im Verlauf der Arbeit an den bisher 20 Büchern der Reihe entwickelt – getragen von der Freude über erfolgte Vereinbarungen mit Autoren, getragen von der Lust am Kreieren immer neuer Buchtitel und getragen von der schier unerschöpflichen Vielzahl an Themen und Motiven, welche die Literaturlandschaft Franken wie ein Füllhorn preisgab. Eine Freundschaft, die trotz ausbleibender Bestsellererfolge Bestand hatte, die Rückschlägen ebenso trotzte wie mangelnden Resonanzen, kurzum: eine Freundschaft in Freud und Leid!

In der Reihe „Buchfranken“ wird diese Freundschaft fortleben. Die weiteren Buchprojekte, die Hermann Glaser im Focus hatte, harren der Bearbeitung und Veröffentlichung. Dank der Unterstützung durch Hildegard Frommberger, Hermann  Glasers Sekretärin in jahrzehntelangen Berufsjahren im Dienste urbaner Kulturarbeit, wird dies über seinen Tod hinaus möglich sein. Hermann Glasers Impetus und seine Empathie für das literarische Franken werden sich auch in den nächsten Büchern der Reihe "Buchfranken" manifestieren. 

Dass Hermann Glasers Freude am Büchermachen auch eine lustvolle, spassbetonte Seite hatte, offenbart sich posthum an dem noch kurz vor seinem Ableben fertiggestellten Buchprojekt „Marx meets Wilson – Der Philosoph und der Lokomotivführer der ersten deutschen Eisenbahn“ des Autorenquintetts Jürgen und Regine Franzke, Hermann Glaser, Hendrik Bebber und Johann Schrenk. Bei einem der zahlreichen Jour-Fixe-Termine in Roßtal, dem selbstgewählten Exil im Rangaufränkischen, entstand „aus dem Bauch heraus“ eine wilde Story rund um den "Adler", jene legendäre Lokomotive aus England, die für den Betrieb der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1835 gechartert wurde. 

Als von einem der Beteiligten aus der „Runde der Fünf“ die Idee aufkam, man könne doch im Jahr des Karl-Marx-Jubiläums (200. Todestag) den gerade zu späten Ehren gelangten Philosophen mit der technikgeschichtlichen Abhandlung von Jürgen Franzke, dem ehemaligen Leiter des Nürnberger Verkehrsmuseums (heute DB-Museum), verquicken, sprang der Funke sofort auf Hermann Glaser über. Er war begeistert von dieser Idee, fast hätte man sagen können in kindlicher Freude. Es dauerte keine Woche, bis Hermann Glaser die ersten „Fakes“ zu Papier gebracht hatte – darunter eine fiktive Begegnung von Karl Marx mit dem englischen Lokomotivführer in Nürnberg. Doch damit nicht genug! Wie „aus dem Nichts“ tauchten Urkunden auf, die einen regen Briefwechsel zwischen Marx und Wilson belegten. Das Ganze eingerahmt von Hintergrundreportagen  (Facts) zum Leben und Wirken von Karl Marx und zur Geschichte des Adlers und der Fürther Straße.

Und dann gelang Hermann Glaser noch ein letzter Coup zu diesem Buchprojekt. Er konnte den in London lebenden und arbeitenden Journalisten Hendrik Bebber dafür gewinnen, zum Briefwechsel von Karl Marx mit William Wilson ein Interview mit Prof. Dr. Basil Bollocks vom Instituts für die Erforschung des Industriezeitalters an der Universität Oxford zu führen. „Marx meets Wilson“ wird der Verlag am 28. August der Öffentlichkeit präsentieren, an dem Tag, an dem Hermann Glaser 90 Jahre alt geworden wäre.

Hermann Glaser ist tot – es lebe Hermann Glaser!

Johann Schrenk,
Röttenbach 18.6.2018

 

Bücher Hermann Glasers im Schrenk-Verlag:

 

zurück zu home